Montag, 1. September 2008

Ein Märchen - könnte es auch Realität werden?

Es war einmal eine verträumte Kleinstadt im östlichsten Zipfel Sachsen-Anhalts, kaum eine Stunde von der Bundeshauptstadt entfernt. Auch ein Kino findet sich dort und das ist immer ein gutes Zeichen.

Ein Kanal - das Ruhrgebiet (sprich) mit Berlin verbindend - in der Vergangenheit intensiv durch Binnenschifffahrt genutzt, immerhin befand sich hier auch das größte Binnenwasser-Bahn-KV-Terminal der früheren DDR. Davon ist bis auf die ausgedehnten und noch immer regelmäßig genutzten Gleisanlagen nicht mehr viel zu sehen.

Seit 87 Jahren prägt eine Firma mit der "Weißen Persil-Dame" diesen Ort und doch entschloss sich Leitung dieser Firma, die im fernen Westen des Landes ihren Sitz hat, das dortige Werk zu schließen.

Diese Meldung ließ ein Raunen durch  die Bevölkerung gehen und so begannen die Gespräche auf der Straße, "Hast du schon gehört, die machen zu. Das wird ja was. Mit "blühenden Landschaften" wird das so nix."

Nach den langen Ferien und einigen Wochen des Nachdenkens über die über kurz oder lang real eintreffende Situation, die nicht gut aussah, trafen sich die Bewohner der Stadt, unabhängig von Berufsstand, Alter, Herkunft und Ausbildung in einer der alten Werfthallen, die ebenfalls seit Jahren ungenutzt waren. So fanden sich hunderte von ihnen eines schönen Samstags bei herrlichem Sonnenschein in einer dieser alten aus der Zeit des vorherigen Jahrhunderts erbauten Hallen ein. Es verging keine Sekunde und die Teilnehmer waren gefangen von der Schönheit der Stahlsäulen und handwerklich hochwertigen Konstruktionen. Langsam kamen die Geschichten aus der Vergangenheit wieder ins Gedächtnis und Leute tauschten diese Gedanken in Form von Geschichten aus.

Man dachte an die wirtschaftlich guten Zeiten in der Vergangenheit und so kamen die Gespräche auf einmal aus der Vergangenheit in die Zukunft. Warum sollten sie die Stadt aufgeben, die sie alle schätzen und lieben gelernt hatten über die Jahre? Manche wohnten bereits seit Generationen in der Stadt und auch wenn manche Familienmitglieder in anderen Städten des Landes arbeiteten oder studierten, so zog es alle wieder in die Heimat.

Man wiederholte die Hallen-Meetings, nun auch mit spezifischen Themen, die sie nun beschäftigten, insbesondere um die Frage, "Wie können wir gemeinsam heute unsere Zukunft schaffen?".

Nach einigen Hallen-Meetings stellte man fest, dass man mit dem Schicksal nicht alleine dastand, denn auch in anderen Städten (auch außerhalb des Landes) geschahen und geschehen ähnlich gelagerte Firmenschließungen, meist in Städten ähnlicher Größenordnung in ansonsten ländlichen Gebieten. Kontakte zu Zeitungen, Fernsehstationen und Unis wurden aktiviert und so kam der Ball ins Rollen.

Und noch immer stand die Frage im Raum: "Was können die hochspezialisierten Chemiker des Werkes anderes tun, als dort zu arbeiten?"

Kaum war die Frage in den Raum gestellt und erste zaghafte Lösungsansätze (auch wenn sie noch so unmöglich erschienen) zur Sprache gekommen, entstanden ganz neue Lösungsansätze.

Langsam entwickelte sich die Stadt zu einer kollektiven Denkfabrik wie sie ihresgleichen im Land suchte. Man besann sich auf die alten Stärken wie persönliche Netzwerke und kreatives Lösungsfinden (auch zu DDR-Zeiten war dies eine lebensnotwendige Eigenschaft!), die man so lange nicht genutzt hatte, denn das Leben lief ja in den vergangenen 18 Jahren etwas anders.

...und so geschah es, dass der Ort zu einem Zentrum innovativen Unternehmertums wurde und europäische Universitäten gemeinsam mit Team Academy (Hochschule für Team Entrepreneurship, Jyväskylä, Finnland) eine Learning Team Society aufbauten, um das Wissen um kreatives Lösungsfinden in die Welt zu tragen.

Man spricht noch heute von dieser Entscheidung und nun ist der Ort so bekannt wie Toyota und alle Welt spricht darüber. Studenten reißen sich um die Studienplätze der neugegründeten Hochschule, die ihresgleichen sucht.

...und da wachte ich auf und es war nur ein Traum - jedoch einer, den sich wahrzumachen lohnt!

Keine Kommentare: